|
|
Eine Woche zu Gast im Nachbarland
31 Schülerinnen und Schüler des Megina-Gymnasiums besuchten ihre Austauschpartner in Joigny Im Rahmen des schon traditionellen Austauschprogramms zwischen dem Megina-Gymnasium Mayen und dem Collège „Marie-Noël“ in Joigny statteten Mayener Schüler der 8. Klassenstufe ihren französischen Partnern vom 15. bis zum 22. April ihren Rückbesuch ab. Sie verbrachten zusammen mit den begleitenden Lehrern, Claudia Jansen und Gerard Zimmermann, eine erlebnisreiche Woche in Joigny, die trotz Sprachbarriere und Besichtigungsstress die Kontakte vertiefte und allen im Gedächtnis bleiben wird. Eine kurze Chronik der Woche sollte einen Eindruck vermitteln von den vielfältigen Aktivitäten der Schülergruppe:
Montag: Abfahrt um 8.15 Uhr und Ankunft in Joigny gegen 16.00 Uhr. Erwartungsvoll-fröhliche Stimmung im Bus, reibungsloser Empfang in Joigny. Wohl auch ein wenig Beklemmung, heißt es doch, die erste Nacht in einer französischen Familie zu verbringen.
Dienstag: Vormittags in der Schule. Gelegenheit, den französischen Unterricht mit dem deutschen zu vergleichen. Die Bibliothekarin zeigt uns freundlich und mit gewissem Stolz ihr Wirkungsfeld. Anschließend Arbeit in der Bibliothek zu den Autoren Marcel Aymé, Colette und Marie-Noël, die in Joigny bzw. in der Nähe geboren sind. Anspruchsvoll für 13- bis 14-Jährige, aber zum Erstaunen der Lehrer klappt es recht gut. Schülerkommentar zum gut ausgestatteten Informationszentrum: Warum haben wir so was nicht? Nachmittags in Auxerre. Gemütlicher Stadtbummel, jedoch zu kurz um Stadt und Kathedrale gerecht zu werden. Abends Dîner im Restaurant, die stellvertretende Bürgermeisterin gibt sich die Ehre, die Atmosphäre ist ein bisschen steif und offiziös, aber man erfährt etwas über die Probleme der Schulen und der Stadt.
Mittwoch: Vormittags Stadtrallye der deutschen Schüler zum Kennenlernen der Stadt und Empfang im Rathaus. Viel Arbeit von Seiten der französischen Kollegin, die sechs verschiedene Fragebögen vorbereitet hat. Ebenso viele Gruppen machen sich auf den Weg, um Informationen zu erfragen und Zeichnungen anzufertigen. Auch die „Schlauköpfe“, die sich den Fragebogen vom ersten besten Passanten ausfüllen lassen wollen, müssen erkennen, dass es so einfach nicht ist. Um 11.00 Uhr freundlicher Empfang im Rathaus. Nach zwei Stunden Stadterkundung ist das Buffet willkommen und man wird in Joigny nicht sagen können, dass es uns nicht geschmeckt habe. Nachmittags in den Familien. Ruhe vor dem Sturm auf Paris. Donnerstag: Mit den deutschen Schülern in Paris. Von allen sehnsüchtig erwartet. Viel Programm und wunde Füße. Was ist ein Tag für Paris? Eiffelturm, Arc de Triomphe, Louvre, Notre-Dame und Centre-Pompidou werden im Rekordtempo absolviert. Zum Abschluss Montmartre. Der Bus findet keinen Parkplatz und so steigen wir vor dem Moulin-Rouge aus und wandern durch die Rue Lepic hoch zu Sacré-Cœur. Anschließend eine Stunde Zeit um sich umzusehen. Zum Höhepunkt wird das Wiedereinsteigen in den Bus vor dem Moulin-Rouge, wo gerade die Abendvorstellung beginnt und ein Touristenbus einige fantasievoll gekleidete Gestalten entlässt, die zur Kasse des Moulin-Rouge eilen. Beflügelt wohl auch durch die Kommentare unserer Schüler, die kein Blatt vor den Mund nehmen. Schülerkommentar: Man sieht doch, dass Paris eine Weltstadt ist. Gegen 22.30 Uhr Ankunft in Joigny. Die Mehrheit müde und zufrieden. Freitag: Großer Ausflugstag für Franzosen und Deutsche. Besuch von Guédelon, einer „mittelalterlichen“ Baustelle etwa 50 km von Joigny. Wir werden ins 13. Jahrhundert zurückversetzt und sehen Seiler, Schmiede, Maurer und andere Handwerker bei der Arbeit. Sie bauen eine Burg, wie man sie vor 800 Jahren gebaut hat. Als Bauzeit sind mehr als 20 Jahre vorgesehen. Von da aus nach Rogny les Sept Ecluses. Nach der Mittagspause beginnt für die Lehrer ein Übersetzungsmarathon. Schon interessant, dieser Kanal aus dem 17. Jahrhundert, der Seine und Loire verbindet. Für die Schüler aber wird´s ein bisschen langweilig, bis ein Boot mit amerikanischen Touristen die neue Schleuse passiert und zur Theorie ein wenig Anschauung liefert. Um 19.00 Uhr dann Abschlussabend mit Eltern im Collège. Preisverleihung zur Stadtrallye, ein paar herzliche Worte, Nervosität von Schülern und Lehrern vor den in Deutschland eingeübten Sketchen, dann Erleichterung, weil alles gut lief und das Publikum mitspielte. Fußballspiel auf dem Gelände - bald ist Weltmeisterschaft - und gute Stimmung.
Wochenende: Bis zum Montagmorgen in der französischen Gastfamilie, d.h. jetzt muss man sich durchbeißen, kein Ausweichen mehr ins Deutsche. Aber auch intensiveres Kennenlernen und Weichenstellungen für private Besuche.
Fazit: Bei der Abfahrt am Montagmorgen zeigte es sich, dass das Wochenende genutzt worden war. Viele Schüler hatten versprechen müssen, in den Sommerferien wiederzukommen, einigen war etwas wehmütig zumute. Aus Sicht der Lehrer war dieser Austausch erfolgreich: keine besonderen Vorkommnisse, kein Ärger. Ob er zu länger andauernden Kontakten oder gar Freundschaften führt, wird sich zeigen. Aber selbst für die, bei denen der Stress überwog, wurde eine wichtige Erfahrung gemacht: Wer Verbindungen im Ausland schaffen will, muss guten Willen und auch Anstrengungen bei der Überwindung von Hindernissen, sprich Missverständnissen aufwenden. Welche Rolle dabei der Sprache zukommt, sollte dem, der einmal einen Austausch mitgemacht hat, klar geworden sein.
G. Zimmermann |